Die Sehnsucht nach der Schönheit der historischen Architektur gab es schon immer. In den letzten Jahren bildete sich in ganz Europa ein breites bürgerliches Fundament, das für den Erhalt historischer Städte eintritt. Die "Reko-Szene" in Deutschland besteht aus einem Kreis interessierter Architekturkenner, die sich theoretisch und praktisch mit der "Renaissance der Städte" auseinandersetzen und die "Rekonstruktion historischer Bauten" unterstützen. Aber Rekonstruktionen sind keine Mindermeinung: 80 % der Bundesbürger befürworten Rekonstruktionen, wie eine repräsentative Umfrage feststellte (s. dazu Baukulturbericht 2018/19).
Rekowelle I (nach Kriegsende)
Rekonstruktion der wichtigsten Sakralbauten und vieler Rathäuser und Schlösser (vor allem im Westteil). Altstadtrekos z. B. in Münster, München und Köln. Viele alte Kaufhäuser und Handelshäuser werden, bis auf Ausnahmen (1963 Wiedererrichtung 4711-Haus in Köln, Instandsetzung Dallmayr-Haus in München), nicht wieder aufgebaut. Bedeutende Bauten wie das Albrecht-Dürer-Haus (Nürnberg) und der Römer, die Paulskirche sowie das Goethe-Haus (Frankfurt am Main) wurden wieder aufgebaut.
Rekowelle II (achtziger Jahre, vor der Wiedervereinigung)
- Berlin, Nikolaiviertel (1987,ca. 2.000 Einw., 33 Geschäfte, 22 Restos, 50.000 qm)
- Dresden, Semperoper (1977-85) und Beginn Wiederaufbau Residenzschloss (ab ca. 1986)
- Hildesheim, Knochenhaueramtshaus und Wedekindhaus (1986)
- Leibnizhaus in Hannover (1983)
- Frankfurt am Main, Ostzeile Römerberg (1981-1986, Fachwerkbauten u.a. Eckhaus großer Engel, 17. Jh. erste Bank Frankfurts) und Alte Oper (1981)
- Freiburg, Deutschordenskommende (Reko 1986 Fassade unter Verwendung Originalteile)
Rekowelle III (nach der Wiedervereinigung)
- Lübeck: Neues Wohnen im Gründungsviertel (39 historisierende Parzellen 2021)
- Anklam: Abriss Plattenbau am Markt und Bau historisierender Bauten seit 2014
- Dresden, Frauenkirche (1994-2005 fertiggestellt), Neumarkt (8 Quartiere mit 100 zu bebauenden Parzellen - davon 60 Leitbauten und rekonstuierende Fassaden, vieles schon fertig gebaut). Orientiert hat sich der Wiederaufbau in Dresden an etwa zehn Leitbauten, die sich an den historischen Grundrissen ausrichteten. Dazu kamen ca. 50 Gebäuden mit an historischen Vorlagen orientierten Leitfassaden. Dazu kam etwa die gleiche Anzahl an weiteren Gebäuden die sich an diesen Vorbildern anpassten. Weitere Rekoprojekte: Kurländer Palais (2007), Luckner-Schloss Reko in Dresden-Altfranken geplant.
- Berlin, Stadtschloss (Rekonstruktion 2013 Grundsteinlegung, Eröffnung 2020. Das Humboldt Forum knüpft auch an die Geschichte des Schlosses als Kultur- und Wissenschaftszentrum nach der Revolution von 1918 an. In der Weimarer Republik war das Schloss sogar das meistbesuchte Museum Berlins.) Alte Kommandatur (2003), Hotel Adlon (1997).
- Braunschweig, Schlossfassade (650 Altsteine wurden u.a. wieder verbaut, heute haben wie schon in den 1920er und 1930er Jahren die Stadtbibliothek Braunschweig und das Stadtarchiv Braunschweig sowie die Kulturverwaltung und das Kulturinstitut sowie das Schlossmuseum dort ihren Sitz. Zudem ist ein Einkaufscenter heute im Schloss zu finden. Die Rekonstruktion wurde fertiggestellt 2007), Alte Waage Braunschweig (1994, Spolien verwendet),
- Hannover, Schloss Herrenhausen (Rekonstruktion fertiggestellt 2013).
- Potsdam: Matrosenstation Kongsnæs (ab 2009), Villa Jacobs (2008), Stadtschloss (Rekonstruktion 2010-2014), Palais Barberini (Januar 2017 eröffnet), Randbebauung Alter Markt, Gebäude an der Alten Fahrt (in Bau), Wiederaufbau Alte Post, Yorkstr./Ecke Friedrich-Ebert-Str. (wohl ab 2015), Kellertorwache (2017) Wiederaufbau Turm Garnisonskirche (2020?), weitere Rekonstruktionen lt. Leitbaukonzept sind zu erwarten.
- Duisburg: Mercatorquartier "Neue Altstadt" (Baubeginn 2017 ?) - Rekonstuktion Mercatorhaus geplant
- Königswinter: Schloss Drachenburg Reko des verfallenen Ensembles ca. 1990-2000
- Aschaffenburg: Löwenapotheke (1995)